Material Compliance – das hört sich nach einem sehr komplexen Thema an. Was können wir uns darunter vorstellen?
Julia Heidler: In Rahmen von Material Compliance beschäftigen wir uns bei Gira mit den rechtlichen Anforderungen im Bereich von Umwelt- und Gesundheitsschutz an die Rohstoffe, aus denen wir Produkte herstellen. Ziel ist es zum einen, bedenkliche Stoffe nicht mehr bzw. nur im Rahmen gesetzlicher Vorgaben wie etwa der europäischen Chemikalienverordnung REACH einzusetzen. Zum zweiten verarbeiten wir keine Rohstoffe, die aus Raubbau, Zwangs- und Kinderarbeit oder aus Staaten stammen, in denen bewaffnete Konflikte stattfinden. Zur Material Compliance gehört aber auch die Frage der umweltgerechten Entsorgung bzw. Wiederverwertung von Elektrogeräten – beispielsweise eines Gira HomeServers.
Wie geht Gira die Aufgabe Material Compliance an?
Julia Heidler: Zunächst ging es darum, systematisch die für Gira relevanten Richtlinien, Verordnungen und Gesetze zu identifizieren und die dort festgeschriebenen Anforderungen, denen unsere Produkte gerecht werden müssen, in unseren Entwicklungsprozess zu implementieren. Ebenso haben wir unsere Bestandsprodukte überprüft, inwiefern wir sie modifizieren müssen, um alle rechtlichen Anforderungen zu erfüllen.Damit auch Produktänderungen „material compliant“ sind, ist jetzt eine Checkliste Bestandteil des Änderungsmanagements, anhand der wir überprüfen, welche Vorgaben einzuhalten sind und ob die geänderten Produkte diese schlussendlich auch einhalten. Umgekehrt ist es genauso wichtig, uns betreffende Änderungen rechtlicher Vorgaben frühzeitig auf dem Schirm zu haben, damit wir hier proaktiv agieren können.Da Material Compliance noch ein relativ neues Aufgabenfeld ist, müssen wir überdies sowohl im Unternehmen als auch bei unseren Lieferanten und externen Partnern ein Bewusstsein für die Wichtigkeit dieses Themas schaffen. Hierzu sind eine umfangreiche Kommunikation und Schulungen erforderlich.